Im Gespräch / Podcast: „Bei uns ist der Mensc...
Im Gespräch / Podcast

„Bei uns ist der Mensch keine Ressource, sondern ein Mensch.“

© Jan Ehlers / quäntchen + glück
Anna Groos ist Digitalexpertin bei der Strategieberatung Quäntchen + Glück.
Anna Groos ist Digitalexpertin bei der Strategieberatung Quäntchen + Glück.

Remote-Arbeit und flexible Arbeitszeiten reichen nicht aus, um die Mitarbeiter selbstorganisiert Projekte umsetzen zu lassen, meint Anna Groos von der Strategieberatung Quäntchen und Glück. Die Beraterinnen und Berater aus Darmstadt besprechen alles immer am Montag – dem sogenannten „Schontag“. Mit diesem Tag und anderen New Work Formaten wie Urlaubsflatrate und Speedfeedback führen sie ihre Kunden hierarchiefrei zum Erfolg.

 

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Anna, was ist für Dich der Kern von New Work?

Für mich ist das eine bestimmte Einstellung gegenüber Menschen. Wenn ich den Menschen als Menschen wahrnehme und ihm zugestehe, sich während seiner Arbeit durch selbstdefinierte Projekte zu entfalten und Zusammenarbeit eigenverantwortlich zu gestalten. Wichtig ist, Mitarbeiterinnern und Mitarbeiter nicht in feste Strukturen zu pressen. Das erstickt Motivation und Kreation.

Ihr gebt euch selbst Gehaltserhöhungen. Wie läuft dieser Prozess ab?

Ja, wir erhöhen unser Gehalt selbst. Wir haben ein Einheitsgehalt und jeder verdient das Gleiche. Bei einer Gehaltserhöhung bekommt dann jeder mehr Lohn. Bevor wir also unsere Gehälter anheben, entscheiden wir gemeinsam, ob wir das langfristig wirtschaftlich wirklich tragen können. Sonst verzichten wir auf mehr Lohn.

Warum habt ihr den Schontag ins Leben gerufen?

Der Schontag ist aus einem Schmerz heraus entstanden – wie alle guten Sachen. Wir haben alle dezentral gearbeitet und auch zu unterschiedlichen Zeiten. Einige lieber abends oder nachts und andere in den frühen Morgenstunden. Wir wussten nicht, wann wir uns zusammenfinden können und dadurch überstrapazierten wir das Zeitmanagement des gesamten Teams. 

Für uns heißt der Schontag konkret: Montags sind wir alle für unsere Kunden nicht erreichbar. Hier besprechen wir in festen Zeitfenstern bis zu 60 Minuten von 9 Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags unsere gesamte Woche, beziehungsweise den Status aller Projekte. Zum einen planen wir strategisch, schauen uns die Akquise sowie unsere Finanzen an. Daneben nutzen wir Sessions für offene Themen, Wissensaustausch, Weiterbildung und Sparrings. Auch diese kreativen Slots sind wichtig für die Zusammenarbeit. 

Mit welchem New Work Format können Teams denn grundsätzlich ihre Zusammenarbeit am schnellsten und ohne großen Aufwand verbessern? Was ratet ihr Euren Kunden?

Wir haben festgestellt, dass Menschen bei der Arbeit nicht genug miteinander reden. Vor allem über Hierarchien hinweg. Dadurch wird die Arbeit von Kolleginnen und Kollegen nicht gesehen, gewertschätzt und es gibt kaum Feedback. Die Folgen sind Unzufriedenheit und schlechtere Zusammenarbeit. Wir arbeiten bei uns gerne mit dem Format „Speedfeedback“, um im Austausch miteinander zu bleiben. Mehrmals im Jahr geben wir uns alle Feedback, im Speeddating-Format: Im Fünfminuten-Takt spricht jede Kollegin mit jedem Kollegen und teilt ehrlich positive und kritische Wahrnehmungen. Das sorgt für Aha-Momente und einen besseren Austausch. Wir raten auch unseren Kunden, sich regelmäßig in kurzen Feedback-Gesprächen zu Leistung und Teamwork auszutauschen.

Das ganze Gespräch zwischen Mandy Schamber und Anna Groos gibt es hier zu hören:

#1 Making Future - Der Podcast. Mehr hören. Besser arbeiten.







Zur Person: 
Anna Groos arbeitet als Digitale Strategin in der Strategieberatung Quäntchen und Glück in Darmstadt und hilft Unternehmen, nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln und ihre Zusammenarbeit zu verbessern. Die studierte Online-Journalistin arbeitet seit vier Jahren bei Quäntchen und Glück und kann sich schwer vorstellen, ihren Arbeitgeber für einen anderen zu verlassen. Ihr gefallen die Projekte, die Kommunikation und der Umgang mit ihren Kolleginnen und Kollegen untereinander und die Möglichkeit, sich während ihrer Arbeitzeit selbst zu entfalten. Davor arbeitete sie unter anderem bei ion2s im Digital Lab und auch in der Profilwerkstatt als Digitalstrategin. 

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